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ESPR: Nachhaltigkeit wird Pflicht – Wie Unternehmen jetzt mit kreislauffähigem und taxonomiekonformem Produktdesign punkten

22. Mai 2025

Die Ecodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) ist seit Juli 2024 in Kraft und verändert die Anforderungen an Produktgestaltung, Lieferketten und Unternehmensstrategien grundlegend. Mit dem im April 2025 verabschiedeten Arbeitsplan 2025–2030 der EU-Kommission werden nun konkrete Produktgruppen priorisiert, darunter Textilien, Möbel, Elektronik, Stahl und Aluminium. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Produkte nicht nur nachhaltiger, sondern auch kreislauffähig und taxonomiekonform zu gestalten.

Was ist die ESPR?

Die Ecodesign for Sustainable Products Regulation (ESPR) ersetzt die bisherige Ökodesign-Richtlinie und erweitert deren Geltungsbereich erheblich. Ziel ist es, die Umweltauswirkungen von Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu minimieren. Dies umfasst Anforderungen an Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Rezyklierbarkeit und die Reduktion des CO₂-Fußabdrucks. Ein zentrales Element ist der digitale Produktpass, der Transparenz über Materialien, Herkunft und Umweltauswirkungen schafft.

Kreislauffähiges Produktdesign: Der Schlüssel zur Umsetzung

Ein kreislauffähiges Produktdesign ist essenziell, um den Anforderungen der ESPR gerecht zu werden. Dies beinhaltet:

  • Modularität: Produkte sollten so gestaltet sein, dass einzelne Komponenten leicht ausgetauscht oder aufgerüstet werden können
  • Materialwahl: Verwendung von Materialien, die recycelbar sind und aus nachhaltigen Quellen stammen
  • Design for Disassembly: Produkte sollten einfach zerlegbar sein, um Reparatur und Recycling zu erleichtern

Solche Ansätze ermöglichen nicht nur die Einhaltung der ESPR, sondern fördern auch innovative Geschäftsmodelle wie Product-as-a-Service oder Leasing-Konzepte. Wer bereits mit Prinzipien wie Cradle to Cradle arbeitet, hat hier einen klaren Startvorteil – auch wenn die ESPR diesen Ansatz nicht vorschreibt, greift sie viele seiner Grundprinzipien auf.

Taxonomiekonformität: Nachhaltigkeit als Investitionskriterium

Die EU-Taxonomie definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Produkte, die den ESPR-Anforderungen entsprechen, erfüllen oft auch die Kriterien der Taxonomie, insbesondere in den Bereichen:

  • Ressourceneffizienz: Minimierung des Material- und Energieverbrauchs
  • Kreislaufwirtschaft: Förderung von Wiederverwendung und Recycling
  • Transparenz: Offenlegung von Umweltinformationen über den gesamten Produktlebenszyklus

Für Unternehmen bedeutet dies, dass nachhaltiges Produktdesign nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllt, sondern auch den Zugang zu nachhaltigen Finanzierungen (Sustainable Finance) erleichtert und die Wettbewerbsfähigkeit steigert.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

  1. Produktportfolio analysieren: Identifizieren Sie Produkte, die von der ESPR betroffen sind, und bewerten Sie deren Nachhaltigkeitsprofil
  2. Designprozesse anpassen: Integrieren Sie Prinzipien des kreislauffähigen Designs in Ihre Produktentwicklung
  3. Datenmanagement optimieren: Bereiten Sie sich auf die Anforderungen des digitalen Produktpasses vor, indem Sie relevante Produktdaten erfassen und strukturieren
  4. Stakeholder einbinden: Schulen Sie Mitarbeiter und informieren Sie Lieferanten über die neuen Anforderungen
  5. Kommunikation stärken: Transparente Kommunikation über Nachhaltigkeitsleistungen stärkt das Vertrauen von Kunden und Investoren

Fazit

Die ESPR stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet jedoch auch Chancen für Innovation und Differenzierung. Ein konsequent kreislauffähiges und taxonomiekonformes Produktdesign wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen.

Zukunftsperspektive für ESPR-konformes Produktdesign

Die Anforderungen der ESPR bringen neue Gestaltungsräume mit sich – im Design, in der Produktentwicklung und in der internen wie externen Kommunikation. Ob als Impulsgeber oder in der konkreten Umsetzung: Der Austausch zu strategischen, technischen oder kommunikativen Aspekten kann dabei helfen, passende Herangehensweisen zu entwickeln.

Für Unternehmen, die ihre Produktgestaltung zukunftsfähig aufstellen wollen, lohnt sich eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den neuen Anforderungen – nicht nur aus regulatorischer Sicht, sondern als Chance für Differenzierung, Innovation und Wertschöpfung in einer nachhaltigen Wirtschaft.

RITTWEGER+TEAM bringt Erfahrung aus Projekten an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit, Design und Markenstrategie ein – und verfolgt einen interdisziplinären Blick auf Produktentwicklung im Sinne der EU-Taxonomie und Kreislaufwirtschaft.

Darstellung modularer Outdoor-Möbel aus Monomaterial im nachhaltigen EcoDesign, inklusive Bänken, Pflanzkübeln, Sitzgruppen und Fahrradanhänger, mit vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten und CO₂-Depot-Effekt.

Modulare Outdoormöbel aus einem einzigen Material – flexibel kombinierbar für Sitzgelegenheiten, Pflanzkästen und urbane Infrastruktur. Ein EcoDesign-Konzept mit CO₂-Depot-Effekt, das Nachhaltigkeit und Funktionalität im öffentlichen Raum vereint.

Grafik zur CO₂-Einsparung durch Cradle to Cradle®-Design mit dem Material GCC: Nutzung als Wanderbank (30 Jahre), Fahrradparker (30 Jahre) und Hausfassade (40 Jahre), jeweils mit Recycling ohne Downcycling, für einen nachhaltigen Stoffkreislauf über 100 Jahre.

Kreislauffähiges Nutzungskonzept für das Material GCC im Sinne des Cradle to Cradle®-Prinzips: Von der Wanderbank über Fahrradparker bis zur Hausfassade ermöglicht das Design eine mehrfache Wiederverwendung ohne Downcycling und sorgt für einen langfristigen CO₂-Depoteffekt über 100 Jahre.

Titelseite einer Präsentation der Europäischen Kommission vom 7. April 2025 mit dem Titel „Presentation of the Draft Ecodesign for Sustainable Products and Energy Labelling Working Plan 2025–2030“. Unten steht: „European Parliament ENVI Committee“.

Präsentation des Europäischen Parlaments zum Arbeitsplan der Ökodesign-Verordnung (April 2025). Weitere Informationen auf der offiziellen Seite der Europäischen Kommission: Implementing the Ecodesign for Sustainable Products Regulation.

© Europäisches Parlament, 2025. Quelle: europarl.europa.eu, veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution 4.0 International-Lizenz (CC BY 4.0).

Gut zu Wissen. (FAQ)

Was ist die ESPR und was bezweckt sie?

Die „Ecodesign for Sustainable Products Regulation“ (ESPR) ist eine EU-Verordnung, die seit Juli 2024 in Kraft ist. Ziel ist es, die Umweltauswirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus zu minimieren. Die ESPR ersetzt die frühere Ökodesign-Richtlinie und erweitert ihren Geltungsbereich deutlich – sowohl auf neue Produktgruppen als auch auf Kriterien wie Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Rezyklierbarkeit.

Welche Produkte sind von der ESPR betroffen?

Laut dem EU-Arbeitsplan 2025–2030 sind aktuell folgende Produktgruppen priorisiert: Textilien, Möbel, Unterhaltungselektronik, Stahl und Aluminium. Es ist jedoch zu erwarten, dass der Geltungsbereich weiter ausgedehnt wird.

Was bedeutet kreislauffähiges Produktdesign konkret?

Kreislauffähiges Design zielt darauf ab, Produkte so zu gestalten, dass sie repariert, wiederverwendet oder recycelt werden können. Wichtige Prinzipien sind:

  • Modularität: Komponenten sind austauschbar
  • Design for Disassembly: Produkte lassen sich leicht zerlegen
  • Nachhaltige Materialien: Recycelbar und aus verantwortungsvollen Quellen
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