EcoVadis Carbon Action Manager für eine effiziente Scope-3-Bilanzierung – der Fokus der SUSTAIN 2025
Zum dritten Mal waren wir auf der SUSTAIN – der jährlichen EcoVadis Konferenz in Paris. Während es in den vergangenen Jahren große Ankündigungen gab, fiel diesmal auf, dass der Fokus stärker auf der praktischen Umsetzung lag passend zum Motto der diesjährigen Veranstaltung TRANSFOM, PERFORM. Besonders interessant war für mich das Gespräch das ich mit Julia Salant, General Manager Carbon Solution führen konnte, über den EcoVadis Carbon Action Manager (CAM).
Carbon Action Manager – ein unkomplizierter Weg zur CO₂-Transparenz im Scope 3
Der EcoVadis Carbon Action Manager wurde letztes Jahr eingeführt und auf der Sustain 2024 erstmals vorgestellt. Dieses Tool ermöglicht Unternehmen, CO₂-Daten strukturiert zu erfassen und mit ihren Geschäftspartnern zu teilen. Für Unternehmen bietet er eine einfache Möglichkeit, innerhalb der EcoVadis-Plattform mit Lieferanten in den Austausch zu gehen und entsprechende Daten abzufragen – denn ein Product Carbon Footprint (PCF) ist Teamwork in der Lieferkette und ohne Kooperation und Datenaustausch nicht möglich.
Ein zentraler Nutzen für Unternehmen ist die Erfassung belastbarer Lieferantendaten für Scope-3-Emissionen. Diese indirekten Emissionen aus vor- und nachgelagerten Prozessen machen oft den größten Teil der CO₂-Bilanz aus. Unternehmen, die den Carbon Action Manager nutzen, erhalten genauere Einblicke in die Emissionen ihrer Wertschöpfungskette und können fundierte Reduktionsmaßnahmen ableiten.
Julia Salant bestätigte, dass die Daten für den Carbon Action Manager parallel zum regulären EcoVadis-Fragebogen abgefragt werden. Zwar fließt in das eigentliche EcoVadis-Rating zunächst nur ein, ob überhaupt CO₂-Daten vorhanden sind, doch der Carbon Action Manager geht weiter: Er bewertet zusätzlich die Datenqualität und die Performance – eine wertvolle Ergänzung für Unternehmen, die ihre Klimabilanz aktiv verbessern wollen.
Carbon Estimator: Der einfache Einstieg in die CO₂-Bilanzierung im Scope 3
Für Unternehmen, die gerade erst mit der CO₂-Bilanzierung beginnen, bietet EcoVadis den Carbon Estimator innerhalb des Carbon Action Managers als niederschwelligen Einstieg. Dieses Tool ermöglicht eine erste grob skalierte Abschätzung der eigenen Emissionen (Corporate Carbon Footprint, CCF) und hilft Unternehmen, sich mit den grundlegenden Anforderungen der CO₂-Bilanzierung vertraut zu machen.
Wie der Name schon sagt, liefert der Carbon Estimator eine erste Schätzung und zeigt Unternehmen auf, welche Daten erhoben werden müssen, um in einem nächsten Schritt eine fundierte CO₂-Bilanz zu erstellen. Dieser Lernprozess erleichtert es Unternehmen, die richtigen internen Prozesse aufzusetzen und datenbasierte Klimastrategien zu entwickeln.
Hier gab es eine Ankündigung auf der Sustain 2025: Ab Sommer 2025 soll es mit dem Carbon Action Manager möglich sein, auch eine Schätzung für den Product Carbon Footprint (PCF) zu erstellen. Damit können Unternehmen nicht nur ihren gesamten Unternehmensfußabdruck erfassen, sondern auch auf Produktebene die CO₂-Emissionen abschätzen.
RITTWEGER + TEAM setzt bei der fundierten Erstellung von Reduktionsmaßnahmen unter anderem auf den EcoVadis Carbon Action Manager, mit dem man Einblicke in die Emissionen der Wertschöpfungskette erhält.
Warum es sich lohnt, auch Korrekturmaßnahmen beim CAM hochzuladen
Gerade weil aktuell noch nicht viele Unternehmen detaillierte Product Carbon Footprint (PCF)-Daten erheben und diese auch noch nicht allgemein über den EcoVadis-Fragebogen abgefragt werden, kann es sinnvoll sein, solche Informationen im Carbon Action Manager hochzuladen.
- Zeitlicher Vorteil: Selbst wenn diese Daten nicht rückwirkend ein Rating verbessern, werden sie in der nächsten Bewertungsrunde berücksichtigt.
- Mehr Transparenz für Geschäftspartner: Requesting companies können über die Corrective Action-Funktion unterjährig die Fortschritte ihrer Lieferanten einsehen. Das kann ein Anreiz sein, Daten hochzuladen sobald sie vorliegen, um Partner darüber zu informieren.
- Flexibilität: Der Carbon Action Manager kann auch unabhängig von einer Lieferkettenbewertung über EcoVadis genutzt werden, sodass Unternehmen ihre CO₂-Daten strukturiert von Geschäftspartnern erfragen können.
- Für Unternehmen, die sich bewerten lassen, ist der Carbon Action Manager uneingeschränkt, kostenlos nutzbar.
PACT-Standard: Einheitliche CO₂-Daten für mehr Vergleichbarkeit
EcoVadis nutzt für den Carbon Action Manager den PACT-Standard (Partnership for Carbon Transparency) – eine standardisierte, skalierbare Methode zur Berechnung und zum Austausch von Product Carbon Footprints (PCF). Dieser Ansatz verbessert die Datenqualität und ermöglicht es Unternehmen, ihre Emissionsreduktionsmaßnahmen auf Basis verlässlicher Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu steuern.
Der PACT-Standard wurde vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelt, einer neutralen, nicht gewinnorientierten Initiative mit globaler Unternehmensbeteiligung. Als Mitgestalter des GHG-Protokolls sorgt WBCSD für eine glaubwürdige, unabhängige Methodik, die Vertrauen schafft und eine gemeinsame Strategie für die Dekarbonisierung über verschiedene Branchen hinweg ermöglicht. Durch die enge Verknüpfung mit führenden Unternehmen aus allen Wirtschaftssektoren sowie der Rolle als Co-Koordinator des GHG-Protokolls gewährleistet WBCSD eine einheitliche, praktikable Lösung für den internationalen CO₂-Datenaustausch.
Ein zentraler Vorteil des PACT-Standards ist die Integration und Vergleichbarkeit von Scope-3-Daten. Unternehmen können durch die einheitliche Struktur der Daten ihre CO₂-Emissionen präziser berechnen, Maßnahmen gezielter umsetzen und ihren Fortschritt besser dokumentieren.
Fazit: Weniger große Ankündigungen, mehr Praxis
Im Vergleich zu den letzten Jahren gab es auf der Sustain 2025 weniger bahnbrechende Neuigkeiten. Stattdessen stand die konkrete Umsetzung im Fokus – und das ist eine positive Entwicklung. Der EcoVadis Carbon Action Manager ist ein praktisches Tool, das Unternehmen hilft, CO₂-Transparenz aufzubauen und in den Dialog mit ihren Lieferanten zu treten. Besonders spannend für Lieferanten ist das Wissen, dass requesting companies auch die Informationen aus den Korrekturmaßnahmen plakativ in Ihren Auswertungen und Dashboards ausgespielt bekommen.
RITTWEGER + TEAM und EcoVadis
Wir sind EcoVadis Schulungspartner weil wir davon überzeugt sind, dass EcoVadis ein optimales Tool ist, um in einen nach vorne gerichteten Austausch mit Partner zu gehen, Risiken in der Lieferkette zu erkennen und daraufhin zu minimieren, und die eigene Prozesssicherheit im Unternehmen zu evaluieren und zu stärken. Durch unsere Teilnahme an der Sustain 2025 bekommen wir Informationen, Erkenntnissen und Neuerungen aus erster Hand, die wir gezielt einsetzen, um unsere Kunden optimal zu begleiten – egal, ob sie eine Ratinganfrage über EcoVadis von ihren Kunden erhalten haben oder den Carbon Action Manager aktiv nutzen möchten, um ihre Scope-3-Emissionen zu erfassen und mit Lieferanten in den Austausch zu treten. Gleichzeitig gibt es uns die Möglichkeit ganz konkret Fragen zu stellen und Anregungen für die stetige Weiterentwicklung von EcoVadis zu platzieren im Sinne unserer Kunden.
Gut zu Wissen. (FAQ)
Was ist die PACT Methodologie?
PACT (Partnership for Carbon Transparency) ist eine Initiative des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und hat eine PACT-Methodologie entwickelt, die eine standardisierte und transparente Berechnung sowie den Austausch von Product Carbon Footprints (PCF) entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglicht. Diese Methodik fördert die branchenübergreifende Zusammenarbeit und unterstützt Unternehmen sowie Stakeholder dabei, konsistente, vergleichbare und verlässliche Daten zu Scope-3-Emissionen (indirekte Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette) bereitzustellen.
Was ist das PACT - Framework?
Das PACT-Framework setzt einen globalen Standard für die Berechnung und den Austausch produktbezogener Emissionsdaten. Es adressiert zentrale Herausforderungen wie uneinheitliche Richtlinien, unterschiedliche technische Lösungen und mangelnde Datenqualität, indem es:
- Richtlinien und Standards harmonisiert: Unternehmen erhalten klare Vorgaben zur Berechnung von Product Carbon Footprints (PCFs) für ihre Produkte.
- Technische Lösungen angleicht: Eine technische Infrastruktur ermöglicht den automatisierten Datenaustausch zwischen verschiedenen Systemen.
- Datenqualität transparent macht: PCFs werden gemeinsam mit Indikatoren zur Datenqualität und dem Anteil an Primärdaten bereitgestellt, um die Zuverlässigkeit der Daten sicherzustellen.
Durch die Implementierung des PACT-Frameworks erhalten Unternehmen präzise, detaillierte und vergleichbare Emissionsdaten, die als Grundlage für effektive Dekarbonisierungsstrategien dienen.